Leseprobe - Wanderung
Der Weg beginnt weit unten tief im Tal
wo wir gemeinsam gleich mit all den anderen
ganz unbedarft beschließen kurz einmal
den höchsten Berg bis hoch hinauf zu wandern
Am Anfang geht es kilometerlang
durch wunderschöne bunte Blumenwiesen
Wir schreiten frohen Mutes forsch voran
und können diese Wanderung genießen
Dann wird es immer steiler mit der Zeit
doch jeder von uns will den Berg bezwingen
drum sind wir auch auf jeden Fall bereit
den vollen Einsatz dafür aufzubringen
Wir kommen langsam höher Stück für Stück
und tun uns dabei jetzt schon etwas schwerer
So stören erste Zweifel unser Glück
und all die forschen Worte klingen leerer
Doch trotzdem können wir uns weiterhin
an der Natur mit ganzem Herz erfreuen
und sehen darin deshalb auch den Sinn
dass wir den Ausflug heute nicht bereuen
Es geht zwei Stunden lang durch Wald und Flur
bis wir an eine große Lichtung kommen
Ein Blick nach vorn bringt die Erkenntnis pur
Wir haben nur ein kleines Stück erklommen
Ungläubig staunend schauen wir hinauf
und spüren erstmals unsre Kräfte schwinden
In uns ruft eine Stimme: gib doch auf
Was soll das denn; willst du dich wirklich schinden
Der Weg verzweigt sich hier und lässt uns jetzt
aus zwei verschiednen Möglichkeiten wählen
Man kann geradeaus gehn wie zuletzt
oder sich gleich direkt nach oben quälen
Wir überlegen und entscheiden dann
nun auf die steile Strecke auszuweichen
und sehen dies als große Chance an
um unser Ziel viel schneller zu erreichen
Doch da beginnt die wahre Schinderei
die wir bestimmt so schnell nicht mehr vergessen
Die Aussicht ist uns bald schon einerlei
und alle starren nur noch wie besessen
Wir kämpfen uns verzweifelt Schritt für Schritt
den Pfad hinauf unsicher auf den Steinen
Die Schuhe drücken jetzt bei jedem Tritt
und alle haben Schmerzen in den Beinen
Total erschöpft denkt mancher schon daran
hier abzubrechen und zurück zu gehen
weil er nach seiner Meinung nicht mehr kann
und keine Kraft mehr hat das durchzustehen
Ein andrer kocht fast über gleich vor Wut
schimpft auf den Berg, auf sich und alle andern
fragt sich warum er so was blödes tut
und schwört er wird im Leben nie mehr wandern
Wir klettern trotzdem weiter allesamt
ob wir den Weg nun lieben oder hassen
und jeder nimmt den Nachbarn an die Hand
denn niemand wird von uns allein gelassen
So kommen wir ganz langsam an das Ziel
und sprengen für uns dabei manche Grenzen
Die Reise lüftet so unglaublich viel
von uns mit unsren Schwächen und Essenzen
Hoch auf dem Berg, da ist es wunderbar
mit seinem Gipfelkreuz, aus Holz gedrechselt
Kaum angekommen sind wir frisch und klar
und fühlen uns sofort wie ausgewechselt
Die Aussicht ist hier paradiesisch schön
Es liegt die ganze Welt zu unsren Füßen
Die Sonne strahlt weit über Tal und Höhn
Momente, die das Leben uns versüßen
Das ist der Lohn bei allem was wir tun
und den wir gleich als Dankeschön erhalten
Gehst du den Weg voran, dann weißt du nun
Wird sich für dich das Paradies entfalten
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